Nach einer möglichst realistischen Selbsteinschätzung der eigenen Leistungs-fähigkeit wird der:die Klient:in befähigt, eine neue Lebensperspektive zu entwickeln, in der die Folgen der Abhängigkeitserkrankung als biographische Tatsache akzeptiert und produktiv verarbeitet werden. Der:die Klientin wird darin unterstützt, einen individuell angemessenen Platz in der Gesellschaft zu finden.
Je nach Gesundheitsbild und persönlichen Ressourcen gibt es für unsere Bewohner:innen individuelle und verschiedene Angebote, um eine bestmögliche Förderung zu gewährleisten. Dabei werden nur Arbeiten angeboten, deren Ergebnisse tatsächlich benötigt werden. Für jede:n Klient:inen wird somit eine passende, sinnvolle und nachhaltige Arbeit gefunden und angeboten. Unsere Angebote orientieren sich am Rhythmus der Natur, wobei deren Elemente und der sinnvolle Umgang mit Rohstoffen vermittelt und erlebt werden.
Die Angebote können dreifach charakterisiert werden:
a) Beschäftigung und Tagesstrukturierung
b) Arbeitserprobung und
c) Arbeitstraining
Tagesstrukturierung und Beschäftigung dienen der Rhythmisierung des Tagesablaufs, der Bewusstmachung von vorhandenen und erweiterbaren Ressourcen sowie den Möglichkeiten, mit diesen Fähigkeiten und Fertigkeiten sinnvolle Tätigkeiten und Arbeiten zu vollbringen. Nicht selten geschieht es, dass ein:e Klient:in über die Arbeitsbeschäftigung wieder so viele Ressourcen aktivieren bzw. neue Ressourcen entwickeln kann, dass er:sie in die Arbeitserprobung bzw. ins Arbeitstraining gelangt.
Erfolgserlebnisse sind ein wichtiger Beitrag zur emotionalen Stabilisierung. Die Klient:innen können erleben, dass auch einfache Tätigkeiten wichtig sind, von anderen gebraucht und anerkannt werden. Nicht auf den Umfang der Tätigkeit, sondern auf seine Absichten kommt es in erster Linie an.
Das Ziel von Arbeitserprobung und Arbeitstraining ist die Verbesserung der Leistungsfähigkeit, der Ausbau von Ressourcen und deren Selbstwahrnehmung, damit nach dem Ende der Therapiezeit eine Beschäftigung oder die Wiedereingliederung ins Arbeitsleben möglich ist.
Ein wesentlicher Gesichtspunkt der Arbeitstherapie ist der Beitrag zur sozialen Rehabilitation. Indem das tatsächliche Handeln immer mehr von den bewussten eigenen Motiven und Impulsen durchdrungen und in Beziehung zu anderen Menschen gestellt wird, bildet sich die Identität des:der Klient:in.
Der diagnostische Prozess beinhaltet eine dokumentierte Selbst- und Fremdeinschätzung des Leistungs- und Handlungsvermögens. Grundlage der Einschätzung sind die vorhandenen und verschütteten Ressourcen, Vorlieben und Neigungen des:der Klient:in.
Es soll auch versucht werden, an positiven Stationen der beruflichen Karriere, an Ereignisse und vergangene Handlungskompetenzen, die wichtig für das Gleichgewicht von Geist, Seele, Körper und die Gesundheit des:der Klient:in waren, anzuknüpfen.
Störungen, Beeinträchtigungen und Auffälligkeiten in der Handlungs- und Selbststeuerung werden berücksichtigt. So unterscheiden wir nach vier Bereichen:
- körperliche Voraussetzungen (z. B. körperliche Behinderungen, Gedächtnisschwäche, Polyneuropathie, chronische Organschädigungen usw.)
- funktionelle Vorgänge (z. B. Schlaf- und Konzentrationsstörung, eingeschränkte Zeit- und Ortsorientierung, erhöhte Erschöpfbarkeit, eingeschränktes Durchhaltevermögen, Antriebsschwäche usw.)
- innerseelische Kräfte und Motive (z. B. Übererregbarkeit, Zwangsdenken, Erlebnisarmut, hohe Ablenkbarkeit, Konfliktvermeidung usw.)
- Ich-Impulse (Interesselosigkeit, gestörte Selbstwahrnehmung, Selbstwert-verlust, maskenhaft, ohne Grenzen sein usw.)
Der:die Klient:in kann in geeigneten Arbeitsbereichen und gezielt in bestimmten Stufen der Umsetzung der Arbeitsaufgabe versuchen, seine:ihre speziellen Schwierigkeiten zu bearbeiten und zu überwinden (z. B. Verbindlichkeit bei der Übernahme einer Aufgabe, ganzheitliche Planung einer Aufgabe, Überwindung von Unlustgefühlen, Überblick durch Ordnung, selbstkritisches Überprüfen und Korrigieren, Abschließen und sich Lösen können)